- Binnenschifffahrt
- 1. Begriff: Beförderung von Personen und Gütern mit Schiffen auf Binnengewässern (Flüssen, Seen und Kanälen).- Zu unterteilen nach Gewässern (z.B. Rheinschifffahrt, Donauschifffahrt) und nach Betriebsformen (Partikulier-, Reederei- und Werkschifffahrt).- 2. Unternehmensstruktur: Für die B. in der Bundesrepublik Deutschland charakteristisch ist das Nebeneinander von Reedereien (Unternehmen mit eigener Landorganisation zur Akquisition und Disposition von Frachten; Durchführung des gewerbsmäßigen Transports mit eigenem oder fremdem Schiffsraum), einer Vielzahl von Partikulieren (selbstständige Schiffseigner mit höchstens drei Schiffen und ohne eigene Frachtzuführungsorganisation an Land) sowie von Industrie- und Handelsunternehmen, die sog. Werkverkehr betreiben. 2001 waren in der deutschen B. insgesamt 1.309 Unternehmen tätig. Sie setzten 1.275 Mio. Euro um. Die Zahl der in der B. Beschäftigten belief sich auf 7.556 Personen.- 3. Eingesetzte Schiffsarten und ihre Tragfähigkeit: In der B. eingesetzt werden heute in Westeuropa im Wesentlichen Motorgüterschiffe, Schubverbände und Koppelverbände. Motorgüterschiffe haben eine Tragfähigkeit von 300–4.000 t und eine Antriebsleistung von bis zu 2.600 PS; geeignet v.a. zum Transport von festen und flüssigen Massengütern, zunehmend aber auch zur Beförderung von Containern, Stückgütern und Anlageteilen. Bei den Schubverbänden werden zumeist vier (auf manchen Wasserwegen auch sechs) kastenförmige unbesetzte Schubleichter neben- und hintereinander gekoppelt und durch ein starr verbundenes Schubboot geschoben (Tragfähigkeit der typisierten Schubleichter variiert zwischen 1.600 und 2.700 t; Maschinenleistung der Schubboote reicht bis zu 10.000 PS). Koppelverbände bestehen aus einem zum Schieben ausgerüsteten Motorgüterschiff und bis zu drei Schubleichtern. Daneben inzwischen auch in der deutschen B. zunehmender Einsatz von Spezialschiffen (Containertransport, Lash-Leichter, Schiffe für den RoRo-Verkehr, Tankschiffe, Gasschiffe u.a.).- Am 31.12.2002 setzte sich die deutsche Binnenflotte aus insgesamt 2.352 Güterschiffen, 955 Fahrgastschiffen und 286 Barkassen zusammen. Unter den Güterschiffen entfielen 971 Einheiten mit 1,15 Mio. Tragfähigkeitstonnen auf Gütermotorschiffe, 930 auf Güterschubleichter mit 0,88 Mio. Tragfähigkeitstonnen, 323 waren Tankmotorschiffe mit 0,48 Mio. Tragfähigkeitstonnen; daneben gab es u.a. noch Schleppkähne, Schuten, Trägerschiffsleichter sowie 203 Schubboote und 159 Schleppboote. Die Fahrgastschiffe verfügten über 233.613 Plätze, darunter 3.445 Betten der 35 Kabinenschiffe.- 4. Beförderungs- und Transportleistung: Auf den deutschen Binnenwasserstraßen wurden im Jahre 2002 insgesamt 231,7 Mio. t befördert, davon entfielen auf Schiffe unter deutscher Flagge 84,9 Mio. t. Die Verkehrsleistung betrug 64.166,1 Mio. tkm, wovon unter deutscher Flagge 22.005,7 Mio. tkm erbracht wurden. Die vom Aufkommen her wichtigsten Transportgüter waren Steine und Erden (20,5 Prozent), Erdöl, Mineralölerzeugnisse, Gase (17,8 Prozent), Erze und Metallabfälle (15,7 Prozent) und feste mineralische Brennstoffe (13,7 Prozent). Der Containerverkehr erreichte 2002 ein Niveau von 1,5 Mio. TEU.- 5. Einnahmen: Die gewerbliche Binnenschifffahrt setzte 2001 1.274,6 Mio. Euro ohne Umsatzsteuer um, darunter 200,7 Mio. Euro in der Personenschifffahrt.- 6. Probleme: Da die B. traditionell für den Transport von Massengütern geeignet ist, wirkt sich die Krise in der Kohle- und Stahlindustrie auch auf die B. aus. Das Transportaufkommen in diesen Güterklassen geht zurück. Aber auch die verstärkte Substitution von Erdölprodukten, v.a. von Heizöl, führt zum Verlust von Transportaufkommen in der B., die zz. noch nach neuen Produkten sucht, die die entstandene Nachfragelücke schließen. Die B. setzt daher verstärkt auf den Container- und den ⇡ Roll-on/Roll-off-Verkehr, wobei allerdings diese Verkehrsarten die Transportverluste im Massengut nur bedingt ersetzen können. Probleme ergeben sich für die deutsche B. durch den hohen Wettbewerbsdruck v.a. der niederländischen Flotte. Die nationalen und supranationalen Abwrackaktionen der Vergangenheit haben das Problem der Überkapazitäten nicht beseitigt, so dass, wenn nicht in ausreichendem Maße neue Verkehre erschlossen werden können, ein weiterer Rückgang der deutschen B. nicht unwahrscheinlich ist.
Lexikon der Economics. 2013.